Dossier-Unternehmerthemen-Krisenmodus-Hug-Intro

Unternehmen im Krisenmodus

HUG zählt zu den bekanntesten Marken im Schweizer Detailhandel. Andreas Hug, der Co-Geschäftsleiter Operations des Luzerner Familienbetriebs über Hygienemassnahmen, Beschaffungsketten und Krisenvorsorge.

Dossier-Unternehmerthemen-Krisenmodus-Hug-Zitat

«Asien fährt langsam wieder hoch». 

Interview mit HUG-Chef Andreas Hug
Dossier-Unternehmerthemen-Krisenmodus-Hug-Text

In Krisenzeiten, Herr Hug, legen die Menschen Vorräte an. Haben Sie als Hersteller von Dauerbackwaren davon profitiert?

Andreas Hug: Die Verkäufe von Zwieback- und Dar-Vida-Produkten legten zu. Wir profitieren davon, dass der Vertriebskanal Lebensmittelhandel nie geschlossen wurde. Auf das gesamte Sortiment betrachtet, ist auch die Nachfrage aus Heimen und Spitälern stabil. Der Lockdown in der Gastronomie hat uns hingegen hart getroffen. Seit Ende März arbeitet rund ein Fünftel der Belegschaft kurz.

Willisauer Ringli und Dessert-Bödeli lassen sich nicht im Homeoffice herstellen. Wie schützen Sie Ihr Personal?

Als Lebensmittelhersteller haben wir bezüglich Einhaltung der Hygienevorschriften eine gute Ausgangslage. Zusätzlich waren aber kreative Ideen für das social distancing gefragt. Zwischen den einzelnen Arbeitsplätzen an den Produktionsbändern ‒ um ein Beispiel zu nennen ‒ hängten wir Duschvorhänge auf; eine unkomplizierte und hoch wirkungsvolle Massnahme. Der Kanton prüfte die Lösung und befand sie für gut.

HUG verarbeitet mehrere tausend Tonnen Rohstoffe und Vorprodukte. Kam es je zu Beschaffungsengpässen?

Bis jetzt nicht. Wir kaufen überwiegend in der Schweiz ein. Bei Rohstoffen wie Zucker und Mehl waren nie Probleme zu erwarten. Anders liegen die Dinge bei einem Vorprodukt wie Schokolade. Unsere Lieferanten sind auf einen tropischen Rohstoff angewiesen. Um zu vermeiden, dass Lieferstörungen unsere Produktion beeinträchtigen, haben unsere Einkäufer stets die ganze Zulieferkette im Auge. 

Asien ist ein wichtiger Absatzmarkt für HUG. Dort sind in der Vergangenheit schon zweimal Corona-Epidemien ausgebrochen. Waren Sie betroffen?  

Nach den Ausbrüchen 2003 (SARS) und 2012 (MERS) gab es vereinzelt Abbestellungen aus dem asiatischen Raum. Diesmal merkten wir allerdings schon früh, dass es anders kommen könnte. Bereits im Januar und Februar wurden ganzen Containerladungen storniert. 

Ökonomen gehen von einem BIP-Rückgang zwischen fünf und zehn Prozent aus. Wie hoch wird der wirtschaftliche Schaden der Coronakrise bei HUG sein?

Wir rechnen und rechnen. Aber die Ausgangswerte ändern sich jeden Tag. Ich schliesse nicht aus, dass im laufenden Jahr Umsatzeinbussen im zweistelligen Prozentbereich resultieren.

Viele Unternehmen sind nicht in der Lage plötzliche Gewinneinbrüche abzufedern. Sie sind jetzt auf Bürgschaften der öffentlichen Hand oder auf Soforthilfeprogramme der Banken angewiesen. Was haben Sie anders gemacht?

Als mittelgrosser, international tätiger Industriebetrieb agieren wir vielleicht etwas risikobewusster als gewerbliche Unternehmen. Währungs-, Debitoren- und Lieferantenrisiken führen uns tagtäglich vor Augen, wie unsicher die Welt ist. Mit unserer über 140-jährigen Geschichte sind wird es uns gewohnt, auch für sehr unwahrscheinliche Ereignisse vorzusorgen. 
 
Irgendwann wird die Corona-Pandemie vorbei sein. Was wird Ihrer Meinung nach bleiben?

Die Pandemie hat gezeigt, wie verletzlich eine Warenlogistik ist, die auf Just-in-Time-Lieferungen setzt. Viele Betriebe haben realisiert, dass eine Lagerhaltung und die Berücksichtigung von lokalen und regionalen Lieferanten die unternehmerischen Risiken reduzieren. Diese Einsicht, davon bin ich überzeugt, wird nachhaltig sein.

Auf Ihrer Website sind zahlreiche Stellen ausgeschrieben. Ein krisenbedingter Irrtum?

Keineswegs! Wir haben keinen Einstellungsstopp. Wir glauben, dass sich das Geschäft mittelfristig erholen wird. Die ostasiatischen Länder lassen Produktion und Konsum wieder hochfahren. 

Dossier-Unternehmerthemen-Übersichtsseite-Nachfolge-Alle Dossier-Link
Dossier-Übersichtsseite-Unternehmerthemen-Lösungen