Meine Meinung: Roland Brack
Satte Löwen jagen nicht
Bei mir dominiert bei Entscheidungen eindeutig das Bauchgefühl gegenüber dem Kalkül. Ich improvisiere gern und sehe viel mehr Lösungen als Probleme. Gerade in Krisenzeiten muss es schnell gehen. Man kann nicht immer alles berechnen und testen.
Die Pandemie war für uns eine Ausnahmesituation, wir haben den Personalbestand im Lager von 250 auf 400 erhöht. Das kann man nicht planen, man muss handeln. Dass wir schliesslich WC-Papier und Blumenerde aus dem Sortiment nahmen, war einer der wenigen Kopfentscheide. Das hätte sonst unsere Logistik überfordert.
Risiken einzugehen, finde ich etwas vom Spannendsten am Unternehmertum. Dazu gehört, dass man auch mal falsch liegt. Wir alle machen hunderte von Fehlern, niemand ist perfekt – aber man sollte zu seinen Fehlern stehen. Als Unternehmer bade ich sie ja letztlich selber aus.
Lieber scheitern, als etwas nicht ausprobiert zu haben: Das ist ein wesentlicher Teil des Erfolgs.
Ich glaube, es ist mir gelungen, in meinen Betrieben eine gute Fehlerkultur zu etablieren. Ich suche nicht Schuldige, sondern Lösungen. Je früher man Fehler bemerkt und korrigiert, desto weniger schlimm sind die Auswirkungen. Ich ermutige meine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zum Handeln, im Wissen darum, dass überall Risiken lauern. Wenn sie aber dauernd im Hinterkopf haben, dass sie keine Fehler machen dürfen, wälzen sie Entscheidungen zu lange hin und her.
Lieber scheitern, als etwas nicht ausprobiert zu haben: Das ist ein wesentlicher Teil des Erfolgs. Es würde unserer Wirtschaft guttun, wenn wir mehr Mut hätten, Entscheidungen zu fällen und Dinge zu probieren.
Wer eine Businessidee hat, sollte sie so früh wie möglich anpacken.
Das spüren auch Start-ups: Sie haben es in der Schweiz schwer, in einem frühen Stadium Unterstützung zu finden. Erst wenn ein Leistungsausweis da ist, stehen die Investoren Schlange. In der TV-Sendung «Höhle der Löwen» beurteile ich Start-up-Ideen in einer sehr frühen Phase. Ich unterstütze dabei nur Ideen und Produkte, die mich packen und interessieren. Sonst bin ich nicht der richtige Investor für die Kandidatinnen und Kandidaten, da kann es finanziell noch so interessant sein. Auch dieser Entscheid – Ja oder Nein – ist vor allem Intuition und Bauchgefühl.
Ein Start-up zu gründen bedeutet viel Arbeit, Verzicht auf Freizeit und finanzielle Durststrecken. Je länger man sich im Beruf an die Annehmlichkeiten gewöhnt hat, desto schwieriger wird der Umstieg. Deshalb kann ich jungen Unternehmerinnen und Unternehmern nur raten: Wer eine Businessidee hat, sollte sie so früh wie möglich anpacken. Der Zeitpunkt wird nie besser sein.
Der gelernte Elektromechaniker Roland Brack (47) ist Gründer und Inhaber der Competec-Gruppe. Zum Unternehmen gehören fünf Firmen – die bekannteste und wichtigste ist Brack.ch mit dem Zentrallager in Willisau Brack.ch ist einer der grössten Onlinehändler der Schweiz. Competec beschäftigt mehr als 800 Angestellte und erzielte 2019 einen Umsatz von 811 Millionen Franken.