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Unterschätzte Währungsrisiken

Wertschöpfungsketten kennen keine Grenzen. Für Schweizer KMU stellen Wechselkursrisiken eine wachsende Herausforderung dar.

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Christian Hirzel zeichnet das grosse Bild: «Langfristig», sagt der Partner bei der Zürcher Beratungsfirma IFBC, «läuft es auf die Parität von Euro und Franken hinaus». Die langfristige Entwicklung der Zinsen und der wirtschaftlichen Produktivität, so Hirzel, liessen keinen anderen Schluss zu.

Was das für die Schweizer Wirtschaft, namentlich für die kleinen und mittleren Betriebe (KMU) bedeutet, liegt für den Finanzfachmann auf der Hand: «Die Unternehmen brauchen ein Geschäftsmodell, das auch mit einer anhaltenden Aufwertung des Frankens gegenüber den meisten anderen Währungen erfolgreich sein kann».

Im Kern geht es um die langfristige Wahrung der Wettbewerbsfähigkeit. Doch Wechselkurse folgen nicht nur mehrjährigen Trends. Der Devisenmarkt kennt auch kurzfristige Ausschläge. Diese Volatilität birgt Risiken für Liquidität und Rendite. 

Vergleichsweise einfach liegt der Fall bei einem Schweizer Hersteller, der in den Euroraum liefert. Er nimmt Euro ein, seine Ausgaben fallen aber in Franken an. Eine Abwertung des Euro schlägt direkt auf den Gewinn durch.

Indirekte Risiken in der Wertschöpfungskette

Andere Risiken sind schwerer zu identifizieren: Hat der Schweizer Exporteur zum Beispiel Mitbewerber aus dem Dollarraum, ist er auch von Schwankungen im Wechselkurs Dollar zu Euro betroffen. Wird der Dollar gegenüber dem Euro schwächer, resultiert für den Konkurrenten ein Preisvorteil; und zwar ohne dass sich beim Währungspaar Franken/Euro etwas ändert.

Scheinbar auf der sicheren Seite ist ein Schweizer Importeur, der mit einem tendenziell stärker werdenden Franken immer günstiger einkauft. Aber Christian Hirzel warnt: «Starke Aufwertungen des Frankens können Kunden zu Parallelimporten motivieren». Die Folgen sind wegbrechende Umsätze und erodierende Margen.

Die beiden Beispiele zeigen: Die Analyse von Wechselkursrisiken ist alles andere als trivial. Aber der Aufwand lohnt sich. Denn nur wenn die währungsbedingte Risikoexposition bekannt ist, können Risikobereitschaft und Risikofähigkeit des Unternehmens beurteilt werden.

Die Risikobereitschaft ergibt sich aus den Vorgaben seitens der Eigentümer zu tragbaren Volatilitäten im Ergebnis; namentlich was Gewinn und Eigenkapitalquote betrifft. Die Risikofähigkeit ist ein Mass für die Fähigkeit eines Unternehmens, einem Währungsschock standzuhalten. Je besser etwa die Margen und die Eigenkapitalbasis sind, desto eher ist ein Betrieb in der Lage, Wechselkurausschläge abzufedern. Ein Beispiel für einen solchen Schock war die Aufhebung des Euromindestkurses durch die Schweizerische Nationalbank vor gut vier Jahren. Sie hat bei vielen exportierenden Unternehmen zu Liquiditätsengpässen und signifikant tieferen Ergebnissen geführt.   

«Die Summe von Risikoexposition, Risikobereitschaft und Risikofähigkeit bildet das betriebliche Risikoprofil», erklärt Christian Hirzel. Sie bildet die Grundlage für das eigentliche Fremdwährungsmanagement, auch bekannt als FX-Management.  

Experten unterscheiden zwischen der direkten und der indirekten Absicherung. Die direkte Absicherung gilt dem Bestand und den künftigen Cashflows in Fremdwährungen. So lässt sich mit finanziellen Instrumenten sicherstellen, dass Devisenüberschüsse oder künftig benötigte Fremdwährungsbeträge zu bekannten Konditionen gewechselt werden können.

Absicherung bringt Handlungsspielraum

Absicherungsinstrumente sind einfach zu handhaben und gehören zum Standardangebot der Schweizer Banken. «Sie geben den Unternehmen, Planungssicherheit und Handlungsspielraum», erklärt Christian Hirzel vom LUKB-Netzwerkpartner IFBC. Die operative Führung erhält Zeit, sich dem indirekten, langfristig angelegten Fremdwährungsmanagement zu widmen.

IFBC begleitete Mitte 2018 eine breit angelegte Umfrage zu diesem Thema. Sie richtete sich an 500 Schweizer Medizintechik-Unternehmen und fragte unter anderem nach konkreten betrieblichen Massnahmen zur Steuerung des indirekten Fremdwährungsrisikos. 

Die Auswertung zeigte, dass vier von fünf Schweizer Medtech-Unternehmen daran sind, Rohstoffe, Komponenten und Dienstleistungen vermehrt im Ausland einzukaufen. Rund 60 Prozent der befragten Firmen investieren in die Automatisierung und gut 40 Prozent verlagern Teile der Produktion ins Ausland. 

Innovation geniesst hohe Priorität

Interessant ist der Blick auf das Thema «Investitionen in Innovation». Eine kontinuierliche Weiterentwicklung des Produktportfolios kann Margen stabilisieren und so ebenfalls helfen, die Wechselkursrisiken zu reduzieren. Nicht einmal fünf Prozent der befragten Unternehmen verzichten auf dieses Instrument. Rund 75 Prozent der Betriebe investieren bereits unter dem Währungsgesichtspunkt und weitere gut 20 Prozent geben an, entsprechende Pläne zu haben. 

In einer Wirtschaft mit hochgradig internationalisierten Wertschöpfungsketten wird das Fremdwährungsmanagement zum integralen Bestandteil jeder Unternehmensstrategie; kurzfristig mit finanziellen Absicherungsinstrumenten, langfristig mit der laufenden Anpassung des Geschäftsmodells an das währungspolitische Umfeld. «Eigentümer und Geschäftsleitungen sind gefordert», sagt Christian Hirzel.

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