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Anlegen in unsicheren Zeiten: Update vom 18.03.2020

– Die Wirtschaft und Finanzmärkte sind unverändert unter hohem Druck aufgrund der COVID-19-Pandemie. Notenbanken und Regierungen haben bereits Massnahmenpakete geschnürt und weitere dürften folgen. Wir gehen weiterhin davon aus, dass die Volatilität der Finanzmärkte hoch bleiben wird. Wir empfehlen Anlegern daher eine Untergewichtung von Aktien und raten im derzeitigen Umfeld davon ab, die Aktienquoten durch Zukäufe auf ihre Zielgewichte zu bringen.

Fiskal- und Geldpolitik reagieren auf Pandemie

Die COVID-19-Pandemie bedroht die Gesundheit und das Leben vieler Menschen. Gleichzeitig stellt sie eine enorme globale Herausforderung für die meisten Unternehmen dar, wobei die Auswirkungen gerade auf kleine und mittlere Betriebe und deren Beschäftigte besonders gravierend sein können. Deswegen reagieren Notenbanken und Regierungen mit zunehmend intensiveren Massnahmen, um neben der Gesundheitskrise auch die sich bereits vollziehende Wirtschafts- und Finanzkrise möglichst effektiv und schnell einzudämmen. Dazu zählen von fiskalischer Seite Kreditgarantien, Kurzarbeitergeld oder sogar die direkte Überweisung von Geld an Haushalte (z. B. in Hong Kong, derzeit auch diskutiert in den USA). Von der Geldpolitik erfolgen Zinssenkungen, der Ankauf von Wertpapieren und Programme zur Sicherstellung der Liquiditätsversorgung von Banken und Unternehmen. Die Massnahmen, die in vielen Ländern Europas getroffen wurden (z. B. die Schliessung vieler Geschäfte und Restaurants) werden jedoch dazu führen, dass ein bedeutender Teil der Wirtschaftsaktivität zurück geht bzw. wegfällt. Das wird zwangsläufig in vielen Ländern in eine Rezession münden. Die Frage ist leider eher schon, wie ausgeprägt diese verlaufen wird und wie schnell man mit einer Erholung rechnen kann. Letzteres hängt davon ab, wann die Pandemie auf globaler Ebene abebbt und man wieder in einen normaleren Alltag zurückkehren kann. Aber auch davon, dass möglichst viele Unternehmen in dieser Krise unterstützt werden und sie dadurch überstehen.

Finanzmärkte dürften weiterhin nervös bleiben

Wir gehen daher davon aus, dass die Lage an den Finanzmärkten in den kommenden Wochen angespannt bleiben wird. Entsprechend wird uns wohl auch die derzeit grosse Schwankungsbreite (Volatilität) der Märkte noch eine Zeit lang begleiten. Neben den Aktienmärkten, die mit ihren Turbulenzen die Schlagzeilen beherrschen, zeigen jedoch auch die wesentlich grösseren Obligationenmärkte Anzeichen von Spannung. So haben sich die Spannen für An- und Verkaufspreise von Obligationen selbst von Schuldnern mit bester Bonität stark ausgeweitet, so dass ein sinnvolles Handeln in diesen Instrumenten derzeit kaum mehr möglich ist. Dies kann, wenn es länger anhält, auch den Zugang von Unternehmen zu den Kapitalmärkten einschränken bzw. sogar verunmöglichen. Es würde daher nicht überraschen, wenn auch die Schweizerische Nationalbank temporäre Programme ankündigt, die auf eine Verbesserung der Liquidität in einzelnen Marktsegmenten gerade bei Obligationen abzielen. Ferner hat sich in den vergangenen Tagen gezeigt, dass die Renditen von Staatsanleihen auch während eines Einbruchs von Aktienmärkten ansteigen können. Dafür sind einerseits wohl wegen steigender Liquiditätsbedürfnisse grössere Verkaufsaufträge in Obligationen verantwortlich, anderseits steigen die Risikoprämien für Schuldner mit schwacher Bonität generell deutlich an. Das ist insbesondere für Länder wie Italien bedenklich. Um solchen Marktentwicklungen zu begegnen, wird es vermutlich noch grösserer Anstrengungen der Notenbanken bedürfen.

Was tun als Anleger?

Das Marktumfeld bleibt äusserst herausfordernd. Es ist unsere Einschätzung, dass die grossen Marktbewegungen noch eine geraume Zeit anhalten und damit weiter Geduld sowie Nerven von Anlegern einfordern werden. Märkte tendieren jedoch in Phasen hoher Nervosität dazu, nach unten zu übertreiben. Insbesondere vor dem Hintergrund der bereits erfolgten massiven Einbrüche an den Aktienmärkten können sich für langfristig orientierte Anleger Chancen ergeben. Wir raten weiterhin grundsätzlich dazu, der gewählten und für geeignet befundenen Anlagestrategie treu zu bleiben. Das perfekte Timing für den Aus- und Wiedereinstieg in die Märkte zu finden ist unmöglich. Das gilt für solch volatile Märkte wie im Moment umso mehr. In unserer Anlagepolitik empfehlen wir derzeit eine leichte Untergewichtung von Aktien und eine starke Übergewichtung von Liquidität. Zudem nehmen wir derzeit keinen aktiven Zukauf von Aktien vor, um durch Marktbewegungen zu niedrig gewordene Aktienpositionen wieder auf die Zielgewichte zu bringen. Für Anleger, die Opportunitäten im Aktienbereich suchen, empfehlen wir derzeit defensiv zu bleiben und die Sektoren Telekommunikation, Schweizer Immobilien, defensive Verbrauchsgüter und grosse Pharmaunternehmen zu bevorzugen. Situativ kann sich das Schreiben von Puts auf einzelne Aktien qualitativ hochwertiger und krisenresistenter Unternehmen anbieten, um von den aktuell sehr hohen Optionsprämien zu profitieren.

Verfasst von: Dr. Björn Eberhardt, Leiter Investment Office, Luzerner Kantonalbank AG, Pilatusstrasse 12, 6003 Luzern

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