Asset-Herausgeber

Anlegen in unsicheren Zeiten: Update vom 06.04.2020

– Update unserer Einschätzung zur Entwicklung der Finanzmärkte und der Situation bezüglich Coronavirus.

Die vom Coronavirus ausgelöste Covid-19-Pandemie bedroht global unverändert Gesundheit sowie Leben der Menschen und bringt die Gesundheitssysteme an vielen Orten nahe an oder leider sogar über die Belastungsgrenzen hinaus. Gleichzeitig scheinen die Eindämmungsmassnahmen in einigen europäischen Ländern erste positive Effekte zu zeigen. Die Wirtschaftsaktivität in Europa dürfte im Q2 höchstwahrscheinlich ihren Tiefpunkt durchlaufen, vorausgesetzt, dass die Eindämmungsmassnahmen in den kommenden Monaten graduell gelockert werden können. Gleichzeitig wirken die fiskalischen und geldpolitischen Stimuli unterstützend. Wir erwarten jedoch im 2. Halbjahr nur eine moderate Erholung und keine baldige Rückkehr zum Status Quo vor Ausbruch der Pandemie. Wir empfehlen daher eine Aktienquote leicht unter dem Strategiegewicht.

Wirtschaft leidet, Staat unterstützt

Das Coronavirus breitet sich weiterhin weltweit aus und hat neben Europa und den USA auch zunehmend Schwellenländer (ausserhalb von China) fest im Griff. Zumindest für Europa mehren sich derzeit aber die Zeichen, dass die ergriffenen Eindämmungsmassnahmen zu einer Stabilisierung bei der Zahl der täglichen Neuinfektionen geführt haben. Gleichzeitig wurden von Seiten der Staaten und Zentralbanken Unterstützungsmassnahmen in einem vorher so noch nicht gesehenen Ausmass getroffen. Diese zielen zum einen darauf ab, Unternehmen und Arbeitnehmern in der Phase der stärksten Eindämmungsmassnahmen über die Runden zu helfen. Zum anderen versuchen sie, das Funktionieren der Finanzmärkte sicherzustellen, um das Risiko einer Finanzkrise bzw. Kreditklemme zu minimieren.

Unter den bisher veröffentlichten Konjunkturdaten stechen vor allem die Daten zu Industrieproduktion und Einzelhandel aus China (beide im Januar und Februar stark eingebrochen) sowie die Arbeitsmarktdaten aus den USA (10 Mio. Anträge auf Arbeitslosenhilfe innerhalb von zwei Wochen, d.h. 6.5% aller Beschäftigten) hervor. Zudem ist die Stimmung der Unternehmen in den meisten Ländern im März deutlich eingebrochen. Die Ausnahme bildet hier China, wo sich die Stimmung im Einklang mit einer Lockerung der Eindämmungsmassnahmen wieder verbessert hat. China fungiert somit als vorauslaufender Indikator, wie sich die Konjunkturvariablen auch bei uns in den kommenden Wochen entwickeln könnten.

Beruhigung der Finanzmärkte dank Hilfsmassnahmen

Die Finanzmärkte haben auf die Flut an Massnahmen der Staaten bereits mit einer beeindruckenden Erholung reagiert. Der SMI, welcher an seinem Tiefpunkt Mitte März um 23% unter dem Jahresbeginn lag, konnte seinen Verlust gemessen am Stand Anfang Jahr auf -13% reduzieren. Die Verwerfungen der Finanzmärkte waren zeitweise so ausgeprägt, dass selbst Staatsanleihen nicht mehr ihre Funktion als «sicherer Hafen» erfüllen konnten. So stiegen die Renditen statt zu fallen, was sich in auch in steigenden Absicherungskosten gegen Zinsänderungs- und Ausfallrisiken niederschlug. Entsprechend liess sich in der Schweiz und auch in anderen Ländern ein Anstieg der Hypothekarzinsen beobachten. Aufgrund der Massnahmen der Zentralbanken hat sich die Situation auch an den Märkten für Staatsanleihen etwas beruhigt und die Renditen sind zuletzt wieder etwas gesunken. Wir erwarten hier im Rahmen unserer Anlagepolitik, dass sich dieser Trend fortsetzen dürfte.

Was tun als Anleger?

Im Rahmen der jüngsten Anpassung unserer Anlagepolitik vom 27. März 2020 raten wir weiterhin zu einer leichten Untergewichtung von Aktien in einem gemischten Portfolio. Innerhalb der Aktien empfehlen wir eine Übergewichtung Schweizer Aktien aufgrund der defensiven Eigenschaften des Marktes im Vergleich zu anderen Aktienindizes. Da wir uns Sorgen vor den wirtschaftlichen Auswirkungen der Covid-19-Pandemie in den USA machen, haben wir unsere Position in US-Immobilienaktien abgebaut. Zudem empfehlen wir weiterhin eine Übergewichtung von Liquidität in den Portfolios, um auf allfällige erneute Marktrückschläge mit Zukäufen reagieren zu können. Weitere Details finden Sie unter lukb.ch/anlagepolitik.

Die Marktturbulenzen der vergangenen Wochen haben einmal mehr gezeigt, wie wichtig es ist, einer gewählten und für geeignet befundenen langfristigen Anlagestrategie auch in Zeiten hoher Volatilität treu zu bleiben. Denn die grössten Marktrallys finden üblicherweise sehr zeitnah zu grossen Rückschlägen statt. Da das exakte Timing von Hochs und Tiefs in den Märkten unmöglich ist, birgt ein Wechsel in eine konservativere Anlagestrategie in Zeiten hoher Verunsicherung die Gefahr, dass man an allfälligen Markterholungen nicht in gleichem Masse partizipiert wie am vorangegangenen Einbruch. Anlegern, die Opportunitäten im Aktienbereich suchen, empfehlen wir derzeit weiterhin defensiv zu bleiben und die Sektoren Telekommunikation, Schweizer Immobilien, defensive Verbrauchsgüter und grosse Pharmaunternehmen zu bevorzugen. Situativ kann sich das Schreiben von Puts auf einzelne Aktien qualitativ hochwertiger und krisenresistenter Unternehmen anbieten, um von den aktuell immer noch sehr hohen Optionsprämien zu profitieren.

Verfasst von: Dr. Björn Eberhardt, Leiter Investment Office, Luzerner Kantonalbank AG, Pilatusstrasse 12, 6003 Luzern

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