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Anlegen in unsicheren Zeiten: Update vom 22.04.2020

– Update unserer Einschätzung zur Entwicklung der Finanzmärkte und der Situation bezüglich Coronavirus.

Nach Wochen intensiver Massnahmen zur Eindämmung des Coronavirus zeigen sich in einigen Ländern erste Anzeichen einer Entspannung der Lage, darunter auch in der Schweiz. In der Folge hat sich die Diskussion verlagert in Richtung der Art und Weise sowie der Geschwindigkeit, mit der die Massnahmen wieder gelockert werden könnten. Die Aktienmärkte haben darauf bereits positiv reagiert und etwas mehr als die Hälfte ihrer Verluste zurückerobern können. Die Unsicherheiten bezüglich des Virus und der Aussichten für die Wirtschaft bleiben jedoch hoch und das Risiko einer zweiten Ansteckungswelle sowie negativer wirtschaftlicher Zweitrundeneffekte gilt es zu minimieren. Entsprechend empfehlen wir derzeit eine leichte Untergewichtung von Aktien in einem gemischten Portfolio. Die Geschwindigkeit, mit der Markteinbruch und die darauf folgende Erholung abliefen, zeigt einmal mehr, wie wichtig es ist, einer gewählten und geeigneten Anlagestrategie treu zu bleiben.

Wirtschaft hofft auf Lockerungen

In vielen europäischen Ländern und auch in den USA mehren sich die Anzeichen, dass die Zahlen der täglichen Neuinfektionen und auch Todesfälle im Zusammenhang mit dem Coronavirus bereits rückläufig sind bzw. dieser Punkt bald erreicht sein könnte. In einigen europäischen Ländern wurden daher bereits Teile der Eindämmungsmassnahmen etwas gelockert. Von politischer Seite gilt es dabei abzuwägen zwischen den Risiken für die Bevölkerung und den gesellschaftlichen Kosten eines zu langen Festhaltens an den Einschränkungen für das soziale Leben und die Wirtschaft.

Die Auswirkungen der Eindämmungsmassnahmen auf die Wirtschaft haben die Konjunkturdaten der vergangenen Wochen sehr deutlich gezeigt. So ist die Wirtschaft Chinas gegenüber dem Vorjahr um fast 7% geschrumpft. Und in den USA haben über die vergangenen vier Wochen mehr als 22 Millionen Menschen Anträge auf Arbeitslosenhilfe eingereicht. Für die Schweiz sind bisher noch recht wenige zeitnahe Konjunkturdaten verfügbar. Zum einen sind jedoch bereits die Zahlen für Kurzarbeit stark angestiegen, zum anderen signalisieren auch die Stimmungsindikatoren für das verarbeitende Gewerbe einen deutlichen Einbruch der Wirtschaftsaktivität.

Wenn wie geplant ab dem 27. April einige der Eindämmungsmassnahmen in der Schweiz schrittweise gelockert werden, so dürfte die wirtschaftliche Aktivität bereits im Mai im Vergleich zum April zulegen. In dem Masse, in dem danach weitere Lockerungen möglich werden, dürfte sich diese wirtschaftliche Erholung in den kommenden Monaten verstärken. Die Geschwindigkeit hängt jedoch stark davon ab, ob die Zahl der Neuinfektionen auf einem tiefen Niveau gehalten werden kann oder nicht.

Finanzmärkte mit sehr viel Optimismus

Seit ihrem jüngsten Tiefpunkt Mitte März haben sich die Aktienmärkte deutlich erholen können. So ist der SMI von seinem Schlusskurs-Tief vom 23. März bereits um 17% gestiegen und notiert gegenüber dem Jahresanfang mit einem Minus von knapp 10%. Angesichts der Geschwindigkeit der Erholung und vor dem Hintergrund eines zu erwartenden Einbruchs der Unternehmensgewinne stellt sich durchaus die Frage, wie nachhaltig diese Marktentwicklung ist. Zumindest von Seiten der Renditen von Staatsanleihen findet sich Unterstützung, denn diese waren zuletzt wieder rückläufig. Die Volatilität der Märkte ist insgesamt weiterhin sehr hoch und dürfte es vorerst wohl auch bleiben. Der Verfall des Ölpreises, der für die US-Sorte WTI für Lieferung im Mai zeitweilig sogar deutlich im Minus notierte, hilft dabei nicht, die Nerven der Anleger zu beruhigen.

Was tun als Anleger?

Eine der Folgen der Coronavirus-Krise wird sein, dass die Phase tiefer oder sogar negativer Zinsen wohl noch viel länger anhalten wird. Eine möglichst breit diversifizierte Investition in verschiedenste Vermögenswerte bietet hier eine langfristige Alternative, dennoch die Möglichkeit positiver Renditen auf das eingesetzte Kapital zu erhalten. Die Marktverwerfungen im Februar und März haben erneut gezeigt, wie wichtig es ist, auch in Krisenzeiten investiert und der gewählten und für geeignet befundenen langfristigen Anlagestrategie treu zu bleiben, da es de facto unmöglich ist, die richtigen Aus- und Wieder-Einstiegszeitpunkte zu finden.

Wir raten angesichts des unsicheren Umfelds derzeit zu einer leichten Untergewichtung von Aktien in einem gemischten Portfolio. Nach der schnellen Markterholung der vergangenen Wochen preisen die Finanzmärkte ein recht optimistisches Szenario hinsichtlich der Konjunkturerholung ein. Wir sehen hinsichtlich dieser Erwartungen das Risiko von Enttäuschungen. Innerhalb der Aktien empfehlen wir eine Übergewichtung Schweizer Aktien aufgrund der defensiven Eigenschaften des Marktes im Vergleich zu anderen Aktienindizes. Zudem erachten wir eine Übergewichtung von Liquidität in den Portfolios als ratsam, um auf allfällige erneute Marktrückschläge mit Zukäufen reagieren zu können. Im Bereich der festverzinslichen Anlagen halten wir eine deutliche Untergewichtung für angebracht. Im Bereich der nicht-traditionellen Anlagen empfehlen wir u.a. Positionen in Schweizer Immobilienfonds und Gold. Weitere Details finden sie unter lukb.ch/anlagepolitik.

Verfasst von: Dr. Björn Eberhardt, Leiter Investment Office, Luzerner Kantonalbank AG, Pilatusstrasse 12, 6003 Luzern

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