Dossier-Interview Franco Chicherio-Intro

Interview mit Franco Chicherio, Technopark Luzern

Der Technopark Luzern hat einen neuen Geschäftsführer. Wir haben mit Ihm gesprochen.

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Anfang April trat Franco Chicherio die Nachfolge von Hansruedi Lingg an. Der 46-jährige Ökonom über seinen neuen Job, Start-ups und die regionale Wirtschaft.

Start-ups sind im Trend. Was, Herr Chicherio, unterscheidet eigentlich ein Start-up von einem ganz normalen Jungunternehmen?

Ich habe über die letzten vier Jahre in meiner Funktion als Start-up- und Entrepreneurship-Verantwortlicher des Swiss Economic Forum (SEF) zwischen 400 und 500 Businesspläne von Schweizer Start-ups gelesen. Die allermeisten Projekte drehten sich um eine technische Innovation, die in einem ganz bestimmten internationalen Markt ein Kundenbedürfnis trifft. Da sich der Stand der Technik laufend verschiebt, herrscht Zeitdruck: Das Fenster der Gelegenheit kann sich schnell wieder schliessen. Um die Time to Market zu verkürzen, sind Start-ups oft auf Partner angewiesen; das können Grossunternehmen oder Risikokapitalinvestoren sein.

Inwiefern kann die Einmietung in einem Technopark für ein Start-up hilfreich sein?

Hier finden die Gründer ein Ökosystem, das es ihnen erlaubt, sich auf das Kerngeschäft zu konzentrieren. Wir schaffen den Zugang zu Experten in den Bereichen Unternehmensfinanzierung, Recht oder Geistiges Eigentum. Wir pflegen seit Jahren Kontakte zu Risikokapitalinvestoren und privaten Business Angels aus der ganzen Schweiz. Und last but not least bieten wir unseren Mietern eine erstklassige Infrastruktur und die Möglichkeit, bei Bedarf in kurzer Zeit neue Büroflächen in Betrieb zu nehmen.

Wie viele Start-ups sind aktuell bei Ihnen eingemietet?

Es sind knapp 40 Unternehmen, schwerpunktmässig aus dem Medtech- und Cleantech-Sektor. Dazu kommen ein paar Firmen aus der Informations- und Kommunikationstechnik (IKT).

Dossier-Interview Franco Chicherio-Zitat

Wir schaffen Zugang zu Experten und Investoren.

Franco Chicherio, Geschäftsführer Technopark Luzern
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Studien zeigen, dass über 80 Prozent aller Schweizer Start-ups in den Agglomerationen Zürich und Lausanne angesiedelt sind. Welche Position sehen Sie für den Standort Luzern? 

Die Innovations-Ökosysteme in Zürich und am Genfersee profitieren von der einzigartigen technisch-wissenschaftlichen Ausstrahlung der dort ansässigen ETHs. Sie spielen in der Weltliga. Es wäre falsch, sich mit ihnen zu messen. Als Technopark Luzern adressieren wir Start-ups, welche die räumliche Nähe zu der Hochschule Luzern oder zu anderen Forschungseinrichtungen in der Zentralschweiz suchen, etwa das CSEM Alpnach. Daneben ist es unser Ziel, ausserregionale Start-ups in der Wachstumsphase anzusiedeln. Ein Beispiel dafür ist Monarch Bioimplants, ein ursprünglich deutsches Medizintechnik-Start-up, das im vergangenen September eine Finanzierungsrunde über 20 Millionen Euro abschloss.

Die Zentralschweizer Wirtschaft ist von KMU geprägt. Können auch sie vom Technopark Luzern profitieren?

Den Austausch mit der regionalen Wirtschaft zu fördern, gehört zu meinen wichtigsten Vorhaben in den kommenden Monaten. 

Wie gehen Sie konkret vor?

Ich könnte mir vorstellen, ein spezielles Angebot für innovative KMU zu schaffen, eine Art Gästeprogramm. Unternehmen lassen ihre Entwicklungsteams für Tage, Wochen oder vielleicht sogar Monate bei uns in Root, Tür an Tür mit unseren Start-ups, arbeiten. Man würde sich kennenlernen, es würden Netzwerke und vielleicht sogar neue Geschäftsideen entstehen. 

Worin sehen Sie Ihre persönliche Rolle als Chef des Technoparks?

Ich bin sicher nicht hier, um den Unternehmerinnen und Unternehmern zu erklären, was sie zu tun haben. Ich verstehe mich als Dienstleister. Ich versuche zu verstehen, was die Zentralschweizer Wirtschaft von ‚ihrem‘ Technopark erwartet. Vor allem in den ersten Wochen und Monaten höre ich vor allem zu. Meine Tür steht immer offen, auch für jene Unternehmer, Politiker oder Hochschulvertreter, die uns noch kaum kennen.

Start-up-Anlass der LUKB

Immer mehr Privatpersonen mit unternehmerischem Hintergrund interessieren sich für Start-ups. Sie engagieren sich als Investoren, Berater oder Verwaltungsräte. Die LUKB gibt ihren Kunden die Möglichkeit, interessante Projekte aus erster Hand kennenzulernen. In Zusammenarbeit mit Smartup ‒ dem Förderprogramm für Innovation, Unternehmertum und Selbständigkeit an der Hochschule Luzern ‒ findet auch dieses Jahr wieder eine Laufstegveranstaltung mit vielversprechenden Start-ups statt. Sechs Gründerteams aus der Zentralschweiz präsentieren online ihr Geschäftsmodell und stehen zu frei wählbaren Terminen für einen Videocall zur Verfügung. 

Weiterführende Informationen gibt Ihnen gern Ihr Kundenberater.

 

Bild: Roberto Conciatori

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