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Familiennachfolge: Eine Lösung, die sitzt

Urs Fischer führte das Herrenmodegeschäft Centralhof 30 Jahre lang. Dann übernahm Sohn Silvan. Eine Bestandsaufnahme ein knappes Jahr nach dem Rollentausch.

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Urs und Silvan Fischer sitzen im Wintergarten ihres Geschäftsgebäudes an der Centralstrasse 17 in Sursee; jeder eine Tasse Kaffee vor sich. Der Montag ist traditionell ein Ruhetag im Modegeschäft. Vater und Sohn nehmen sich Zeit, die letzten gemeinsamen Jahre Revue passieren zu lassen.

«Es begann 2015», erinnert sich Vater Urs Fischer. Damals kehrte Sohn Silvan nach Wanderjahren im Textilgrosshandel in den Centralhof zurück. Dies in Hinblick auf den 2020 anstehenden 65. Geburtstag von Urs. Bis dahin ‒ so der Plan ‒ sollte die Nachfolgeregelung vollzogen sein. In der Zwischenzeit könnten sich die vier langjährigen Mitarbeitenden an den künftigen Chef gewöhnen, während Silvan lernen sollte, wie man als Herrenausstatter auf dem Platz Sursee eine gute Falle macht.

Stationärer Fachhandel unter Druck

Einfach sei das Modegeschäft nicht, erzählt Urs Fischer. Der stationäre Handel verliert an Volumen, das Marktwachstum geht auf das Konto der Onlinehändler. Dazu kommt der gesellschaftliche Wandel. Er liess Sursee ‒ das einst beschauliche Landstädtchen ‒ zu einer dynamischen Mittellandagglomeration mit hohem Pendleraufkommen werden.

Die Kundschaft des Centralhofs ist nicht mehr die gleiche wie vor 10 oder gar 20 Jahren. Wer heute in einem Modefachgeschäft einkauft, sucht das Besondere. Entsprechend veränderte sich das Sortiment im Centralhof: «Wir stauben regelmässig 0815-Marken aus und nehmen trendige Sachen rein», führt Silvan Fischer aus. Die Ostschweizer Schuhmarke Rubirosa entdeckten Vater und Sohn auf einem gemeinsamen Messebesuch in Florenz.  

«Im Alltagsgeschäft hatten wir es gut», sagen die Fischers wie aus einem Mund. Doch was dabei in den Hintergrund geriet, war der Nachfolgeplan. Es brauchte einen Schubs von LUKB-Firmenkundenberater Kaspar Kramis. Da er drei Grundstücke weiter aufwuchs, kennt er den Centralhof von Kindsbeinen an. Mit dem Heimvorteil im Rücken setzte er die Nachfolge wieder auf die Agenda.

Was in den besten Familien vorkommt

Nun kamen die bei familieninternen Nachfolgen üblichen Fragen und Zweifel an die Oberfläche: Will ich überhaupt? Kann er es denn? Wie bewerten wir das Unternehmen? Was sagen die Geschwister? Die klärenden Gespräche am Familientisch nahmen Zeit in Anspruch. «Wir legten höchsten Wert auf Transparenz», sagt Urs Fischer. Die Geschwister von Silvan waren stets auf dem Laufenden und erklärten sich mit dem Verkaufspreis für das elterliche Geschäft schriftlich einverstanden.

So sah die Lösung im Einzelnen aus: Silvan erwirbt den Betrieb samt Warenlager, aber ohne Liegenschaft. Dafür nimmt er einen Nachfolgekredit bei der LUKB sowie einen Verkäuferkredit bei Vater Urs auf. Für die Abzahlung aus den laufenden Erträgen hat er fünf, beziehungsweise sieben Jahre Zeit.

Anlässlich der Vertragsunterzeichnung beim Treuhänder wurde auch vereinbart, dass Vater Urs, der abtretende Unternehmer, bis auf weiteres in einem 40-Prozent-Pensum weiterarbeiten wird. Doch der Hausherr im Centralhof heisst seit Anfang Jahr Silvan Fischer.

Silvan Fischer forciert digitale Kundenbindung

«Ich musste lernen, dass ich nicht verpflichtet bin, die Kopie meines Vaters zu sein», sagt der 39-Jährige. Insbesondere im Marketing geht er neue Wege: Während Urs auf die traditionelle Kundenbindung über Mitgliedschaften in lokalen Vereinen, Verbänden und Serviceclubs setzte, strebt Silvan mehr Onlinepräsenz an.

Die Kunden des Centralhof kommen schon lange nicht mehr nur aus der näheren Umgebung. Das Einzugsgebiet umfasst die Agglomeration Luzern sowie die angrenzenden Kantonen Aargau und Zug. «Diese Kundschaft», so der neuen Chef, «informiert sich online». Deshalb richtete er einen Google MyBusiness-Account ein und denkt über einen digitalen Showroom nach. 

Die Webseite centralhof.ch soll zur Drehscheibe einer eigenen, kleinen «community» werden. Als technische Basis dient die in den Nullerjahren eingeführte CRM-Software: «Wir verfügen über die Adressen und Verkaufshistorien von mehreren Tausend Kunden», schwärmt Silvan. Diesen Datenschatz gelte es zu bewirtschaften.

Auf dem abschliessenden Rundgang durchs Ladenlokal erzählt Urs Fischer von seinen frühen Jahren als Chef und von den Gesprächen, die er mit seinem Vater Viktor führte. Damals hätten Versandhäuser wie Ackermann und Veillon das Tiefpreissegment wegbrechen lassen.

Die Situation sei vergleichbar mit heute, nimmt Silvan Fischer den Ball auf: Mit der digitalen Transformation des Konsumverhaltens stehe man jetzt vor der nächsten grossen Herausforderung.

Über einen fertigen Plan für die nächsten 10 Jahre verfügt der neue Chef nicht. Klar ist für ihn nur eines: «Im Besitz der Familie Fischer steht der Centralhof auch in Zukunft für einen sorgfältigen Sortimentszuschnitt und persönliche Beratung».

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