Die LUKB-Experten blicken auf ein aktuelles Thema und ordnen es für Sie ein.
Der 12. Dezember markiert Halbzeit im Adventskalender. Aber nicht nur das! Nächsten Donnerstag gibt die Schweizerische Nationalbank (SNB) bekannt, ob und um wie viel sie ihren Leitzins ändern wird. An der Frage des «Ob» gibt es wenig Zweifel. Schliesslich signalisierten die Währungshüter selbst, dass sie den Leitzins weiter senken wollen. An der Frage des «Wie viel» scheiden sich jedoch die Geister. Die Mehrheit der Ökonomen erwartet, dass die SNB den Leitzins um 0.25 Prozentpunkte auf 0.75% senken wird. An den Finanzmärkten spekulieren Akteure aber auch auf einen kräftigeren Schritt um 0.5 Prozentpunkte.
Spielraum für weitere Zinssenkungen hat die SNB, denn die Teuerung befindet sich seit September in der unteren Hälfte des von ihr anvisierten Zielbandes von 0% bis 2%. Dies hält sie mit Preisstabilität vereinbar. Wir erwarten, dass die Inflation auch künftig niedrig bleiben wird. So dämpft der starke Franken die Preise von importierten Waren. Gleichzeitig rechnen wir damit, dass sich das Lohnwachstum 2025 verlangsamen und damit die Dienstleistungsinflation abnehmen wird. Wir prognostizieren daher, dass die SNB den Leitzins nächste Woche auf 0.75% senken wird. Ein weiterer Schritt auf 0.5% dürfte im März folgen. Zeichnet sich ab, dass die Inflation tiefer fällt als erwartet, könnten weitere Zinssenkungen folgen. Martin Schlegel, neuer Chef der SNB, wies darauf hin, dass auch ein negativer Leitzins möglich ist. Erfahrung damit hat die SNB ja bekanntermassen.
Für Kreditnehmer ist ein sinkender Leitzins ein Weihnachtsgeschenk. Damit verbilligen sich die Finanzierungsbedingungen, vor allem für kurzfristige Kredite. Längerfristige Zinsen, wie die 10-jährigen Hypothekenzinssätze, sind bereits deutlich gefallen. Das Potenzial für weitere Rückgänge halten wir dort für begrenzt. Anlegerinnen und Anleger werden mit Schweizer Obligationen oder auf Sparkonten weniger Geld verdienen und haben damit das Nachsehen. Ihr Renditeheil finden sie dann eher in risikoreicheren Anlageklassen wie Aktien oder Immobilien.
Brian Mandt, Chefökonom, 7. Dezember 2024