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Warum es sich lohnt, langfristig auch im Ausland zu investieren

Schweizer Wertpapiere und der Franken haben Investoren seit langem gutgetan. Wir beleuchten, warum es sich trotzdem lohnt, auch ausländische Vermögenswerte im Portfolio zu halten.

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Schweizer Anlagen: keine schlechte Option

Die Frage «Warum sollte ich mein Geld im Ausland investieren?», beschäftigt Investoren in den meisten Ländern. Doch aus einer Schweizer Perspektive klingt sie besonders dringlich. Das hat einen guten Grund: Die Schweiz hat Anlegenden über die Jahre u.a. dank einer stabilen Geld- und Fiskalpolitik einen sicheren Hafen geboten, die die zahlreichen Krisen der jüngeren Vergangenheit abfederte. Auch in den letzten drei Jahren war dieser Vorteil deutlich spürbar, denn die Schweiz litt viel weniger unter der Inflation und den Verwerfungen der Pandemie als andere Länder.

Folgt daraus aber zwangsläufig, dass Schweizerinnen und Schweizer immer nur auf den Heimmarkt setzen sollten? Die Antwort ist nicht so einfach, wie es scheint. Denn es gibt gute Gründe Für und Wider.

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Josh Bouchard, Investment-Stratege

Vermögenswerte im Ausland bieten Diversifikation und Zugang zu interessanten Themen.

Josh Bouchard, Investment-Stratege
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Sinnvoll ist es aus Schweizer Sicht in jedem Fall, dem Heimmarkt ein grosses Gewicht im Portfolio einzuräumen, der sogenannte «Home Bias». Und damit ein grösseres, als sein Anteil an den globalen Finanzmärkten ausmacht. Denn der Schutz der Kaufkraft des Ersparten und damit des eigenen Lebensstandards ist bei den meisten Investoren eines der wichtigsten Ziele. Und hier haben die Schweiz und Schweizer Vermögenswerte eine klare Erfolgsgeschichte. Aber dennoch hat ein angemessenes Gewicht von ausländischen Vermögenswerten wie Aktien, Anleihen und Rohstoffen in vielen Portfolios ihre Berechtigung, auch wenn die Referenzwährung Schweizer Franken heisst, denn:

  • sie bieten Diversifikation, indem sie länder-, unternehmens-, sektorenspezifische sowie makroökonomische Risiken verringern, was zu einem besseren Rendite-Risiko-Verhältnis führt.
  • sie ermöglichen es Investoren, direkter an Trends wie beispielsweise Künstliche Intelligenz (KI) zu partizipieren, als dies am Heimmarkt möglich ist.
  • sie bieten teilweise bessere langfristige Gewinnmöglichkeiten, wie z.B. Anlagen in Schwellenländern.
     

Diversifikation hat Priorität

In der Anlageberatung wird oft die hohe Bedeutung der «Diversifikation» betont. Was aber verbirgt sich hinter diesem vielschichtigen Begriff? Diversifikation ist zunächst nichts anderes, als das Vermögen auf viele unterschiedlich wirkende Gefässe aufzuteilen. Ein Beispiel: Würde man zu einem Portfolio, das ganz aus Roche-Aktien besteht, Aktien von Novartis hinzufügen, würde man bereits eine Art von Diversifikation erzielen. Denn man ist besser vor dem eventuellen Misserfolg bei einer der Firmen geschützt. Firmenspezifische Risiken können also leicht verringert werden, indem man in mehrere unterschiedliche Aktien investiert. Ähnliches gilt für Sektoren oder Länder. Aber was wäre, wenn die globale Wirtschaft einbrechen würde und eine Korrektur an den Aktienmärkten insgesamt auslösen würde? Um dieses Risiko teilweise zu verringern, braucht man eine andere Art der Diversifikation – eine, die sich für makro-ökonomische Faktoren eignet. Zu diesem Zweck werden üblicherweise Staatsanleihen im Portfolio eingesetzt. Denn in Rezessionen senken die Notenbanken meist die Leitzinsen und Anlegende sind auf der Suche nach «sichereren Häfen». Beides lässt die Renditen von Staatsanleihen sinken, ihre Kurse dadurch steigen. Dieser Effekt hilft, Verluste bei Aktien auszugleichen und ist vielleicht die wichtigste Art der Diversifikation in einem gemischten Portfolio.

Diese Schutzfunktion haben Staatsanleihen im Laufe der Jahre wahrnehmen können. Allerdings boten Schweizer Anleihen aufgrund des deutlich tieferen Renditeniveaus eher weniger Schutz. So haben beispielsweise US-Staatsanleihen im Krisenjahr 2008 etwa doppelt so hohe Kursgewinne erzielt. Zu Beginn der Pandemie war der Unterschied noch grösser, weil die damals sehr negativen Schweizer Renditen weitere Kursgewinne weitgehend verhinderten. Seitdem hat sich das Absicherungs-Potenzial von Schweizer Anleihen wegen des Zinsanstiegs verbessert, aber im internationalen Vergleich bleibt es bedeutend tiefer. Der ausgleichende Effekt von Anleihen im Portfolio ist also bei den höher rentierenden globalen Anleihen höher.


 

Wir empfehlen bei solchen Anlagen strategisch eine Absicherung des Wechselkursrisikos (Währungs-Hedging). Dafür steht heutzutage eine Vielzahl von Produkten zur Verfügung, in denen dies direkt vorgenommen wird. Zwar ist diese Absicherung mit Kosten verbunden. Langfristig erhält man aber in etwa die Schweizer Verzinsung, hat aber in Krisensituationen einen besseren Schutz im gemischten Portfolio.

Breitere Exponierung zum globalen Trend

Bei Aktien ist offensichtlicher, warum ausländische Anlagen Sinn machen. Der Schweizer Markt hat sicher einige Vorteile gegenüber anderen Märkten. Neben dem konkurrenzfähigen Geschäftsmodell vieler Firmen hat er einen defensiven Charakter, was für stabile Umsätze bzw. Gewinne sorgt. Er ist aber auch von einer Handvoll grosser Unternehmen geprägt, die sich in diesen Sektoren betätigen. Das bedeutet zum einen, dass sich sogenannte Klumpenrisiken auftun können, wenn einzelnen Unternehmen ein sehr hohes Gewicht im Portfolio haben. Ferner sind einige andere global bedeutende Sektoren z.T. stark unterrepräsentiert. Auch wenn viele Schweizer Firmen global tätig sind, hat das zur Folge, dass Anlegende an zyklischen Wirtschaftsentwicklungen und langfristigen Trends über Aktien aus dem Heimmarkt allein nicht ausreichend partizipieren können.

So fehlen z.B. Unternehmen, die in den Bereichen Technologie und Energie tätig sind. Energieaktien bieten noch eine andere Art der Diversifikation, nämlich Schutz vor Inflation und gewissen Phasen geopolitischer Spannungen. Ihr Anstieg um 50% im Jahr 2022 half den Portfolios in einem ansonsten schlechten Aktienjahr, während die Begeisterung für Tech-Aktien der grosse Markttreiber in diesem Jahr ist. 


 

Es liegt auf der Hand, dass Trends nicht für immer anhalten und die beliebtesten Titel eines Zyklus sind oft das Schlusslicht im nächsten. Man kann aber durch eine konstant gewichtete Allokation in ausländische Aktien daran partizipieren und neben den oben erwähnten Vorteilen der Diversifikation, ein besseres Rendite-Risiko-Verhältnis erzielen. Auch bei Aktien kann Währungs-Hedging Vorteile bringen und für interessierte Anlegende gibt es mehrere Optionen.

Höheres Risiko, höhere erwartete Renditen

Eines der Grundprinzipien der Markwirtschaft lautet: Je mehr Risiko eingegangen wird, desto höher sollte die erwartete Rendite ausfallen. Wechselkursrisiken der Industrieländer sind hier eine Ausnahme, da sie nur durch die risikofreien Renditen der jeweiligen Länder kompensiert werden. Liegen die risikofreien Zinsen in einem Land höher als in der Schweiz, z.B. wegen höherer Inflation, wird dies im Durchschnitt aber durch eine Abwertung der Währung im Ausmass des Zinsvorteils ausgeglichen. 

Bei Schwellenländern hingegen gilt das Grundprinzip. Denn deren Wirtschaftssysteme sind weniger stabil, sodass sie u.a. für Währungskrisen anfälliger sind. Das heisst, dass Anleihen dieser Länder höhere Renditen anbieten müssen, um Kapital ins Land zu locken. Aus diesem Grund können Investierende hier für das eingegangene Währungsrisiko mittelfristig mit einer Risikoprämie rechnen, die eine Komponente der höheren Renditen solchen Anleihen darstellen. Mit anderen Worten: im Schnitt verlieren die Währungen weniger als die Zinsdifferenzen nahelegen würden. So zeigt sich: Staatsanleihen der Schwellenländer (exkl. Russland) haben in den letzten 20 Jahren fast 3% pro Jahr in CHF zugelegt und sind seit 2022 eher unverändert, während die Staatsanleihen der Industrieländer (inkl. Schweiz) stark unter Druck standen. Da Schwellenländer langfristig interessante Perspektiven haben, erachten wir eine Beimischung solcher Anlagen für gemischte Portfolios als sinnvoll.

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Auch bei einem hohen Anteil des Heimmarkts können ausländische Anlagen die Portfolioeigenschaften verbessern.

Josh Bouchard, Investment-Stratege
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Im Ausland investieren, aber der Heimat treu bleiben

Das Schweizer Wirtschaftsmodell hat sich während der Krisen der letzten Jahrzehnte als sehr robust erwiesen. Auch ist das Vertrauen in die seit langer Zeit verantwortungsvolle Geld- und Fiskalpolitik international sehr hoch. Das rechtfertigt aus unserer Sicht einen hohen Anteil von Schweizer Anleihen, Aktien und Immobilien in einem strategischen Portfolio.

Wie oben erwähnt, gibt es aber auch einige gute Gründe, warum Investitionen in ausländische Vermögenswerte sinnvoll sind. Die am Anfang erwähnte Frage sollte daher anders formuliert werden: Wieviel von einem ausgewogenen Portfolio sollte (langfristig) in ausländische Anlagen investiert werden? Auch wenn die konkrete Antwort im Einzelfall von den finanziellen Zielen der Anlegenden abhängt, lassen sich zusammenfassend einige Faustregeln für ein gemischtes Portfolio ableiten:

  • innerhalb der Aktien sollte ca. 25–30% im Heimmarkt Schweiz investiert werden, der Rest im Ausland (Die Schweiz macht dagegen nur 3% des globalen Marktes aus).
  • im Obligationenteil sollte in etwa die Hälfte in qualitativ hochwertige ausländische Anleihen investiert werden, wobei sich besonders bei diesem Teil die Währungsabsicherung empfiehlt.
  • daneben runden Positionen in Schwellenländeranleihen, Immobilien, Gold und Rohstoffen ein optimales Portfolio ab.
     

Ein auf diese Art zusammengestelltes Portfolio ist am besten geeignet, attraktive inflationsbereinigte Renditen über unterschiedliche Marktphasen hinweg zu erzielen. Das unterstützt Anlegende dabei, die jeweiligen Anlageziele zu erreichen.

Anlagepolitik-Ansprechpartner

Unsere Finanzexperten

Björn Eberhardt
Leiter Investment Office

Brian Mandt
Chefökonom

Josh Bouchard
Investment-Stratege

Reto Lötscher
Leiter Finanzanalyse

Thomas Eyer
Fondsanalyst